Blog-Layout

destinetCHANGEKompass 2025: "Mit" für "Mit" in die Zukunft

Matthias Burzinski • 15. Januar 2025

"Demokratie schützen" stufen wir hoch auf "Demokratie verteidigen". Und was bringt uns das Jahr 2025 sonst noch? Gedanken zwischen leicht und schwer vorhersagbaren Trends und Entwicklungen.




Loading 2025 - das nächste Jahr voller Disruptionen und Unwägbarkeiten? Bei destinetCHANGE  schauen wir gewöhnlich voraus, um Orientierung und Inspiration speziell für den Tourismus, Kultur und städtische Lebenswelten zu geben. Doch es wird immer schwieriger die großen Fragen unserer Zeit auszublenden. Weil sie uns verunsichern, weil das Globale noch nie so lokal wirksam wurde: Wie können wir Mensch und Technologie miteinander versöhnen? Die demokratische Werte durch touristische und kulturelle Projekte stärken? Reisen und Erlebnisse ethisch ausformen? Wie machen wir das Leben wieder lebenswerter? Wie immer: Mit kleinen Schritten der Veränderung - zum Guten.


Demokratie verteidigen: Verantwortung übernehmen

Die gesellschaftliche Verantwortung des Tourismus und der Kulturbranche wird 2025 noch stärker in den Fokus rücken. Vor dem Hintergrund zunehmender Polarisierung, Fake News und Hate Speech reicht es nicht mehr, Demokratie nur zu „schützen“. Wir müssen sie aktiv verteidigen, zur Not auch auf der Straße - in unseren Städten. Entstaubt Eure Plakate!

Und ja: Die Bundestagswahl wird eine Weichenstellung sein. Deshalb: Geht wählen und erteilt den destruktiven Populisten eine Absage! Wir können streiten - wir müssen nicht hassen und alles zerstören. Wir müssen kooperieren!


Dies bedeutet auch, dass städtische, touristische und kulturelle Projekte gezielt auf Partizipation und den Dialog setzen sollten. Festivals, Ausstellungen und Stadtführungen können Plattformen schaffen, die demokratische Werte sichtbar machen und die Gemeinschaft stärken. Entwickelt Programme, die kulturelle Vielfalt zelebrieren und gleichzeitig Besucher:innen für gesellschaftliche Herausforderungen sensibilisieren. Und auch Stadtplanung und Stadtentwicklung müssen sich verändern - durch Placemaking, partizipative und menschenzentrierte Planungsprozesse.


 

Soziale Medien: Aufmerksamkeit auf das Positive

Die Dynamik der sozialen Medien hat sich verändert. Immer mehr Aufmerksamkeit fließt in destruktive Inhalte, was die Tourismus- und Kulturbranche dazu zwingt, Strategien zu überdenken. 2025 sollten Destinationen und Kulturinstitutionen bewusster mit ihrer Sichtbarkeit umgehen. Statt Klickzahlen und Reichweite allein als Erfolg zu sehen, rücken die Qualität der Interaktionen, das Framing und demokratische Werte noch mehr in den Fokus.


Content, der die Vielfalt einer Region, die Geschichten ihrer Menschen und die Kraft der Kultur hervorhebt, wird entscheidend sein. Wahrhaftigkeit, "Sinnfluencing" und positive Botschaften können helfen, Vertrauen aufzubauen und langfristige Beziehungen zu schaffen. Es ist an der Zeit, soziale Medien noch stärker als Raum für echten Austausch und positive Narrative zu verstehen. Und wir müssen uns hinterfragen: Welches Medium ist denn noch sozial? X sicher nicht. Facebook? Instagram?


Wir sind natürlich nicht naiv: Unsere Storytelling-Kompetenz schärft unseren Blick. Kognitive Verzerrungen fokussieren uns auf das Negative, das Schrille, das Destruktive. Doch Motivation erschaffen wir nur durch lebensbejahende, packende und emotionale Narrative im Plus des Lebens.

 


Mitarbeitende werden "Wir-Arbeitende": Gemeinsam statt einsam

Die Arbeitswelt im Tourismus, im Museum, in der Verwaltung wandelt sich grundlegend. Statt eines hierarchischen "Ich arbeite für …" steht 2025 das Konzept der "Wir-Arbeit"  im Mittelpunkt. Teams werden kollaborativer, Verantwortung wird geteilt, und die Mitarbeitenden sehen sich als integralen Bestandteil einer gemeinsamen Mission. "Alignment" wird zum Schlüsselfaktor und zur zentralen Stellschraube.


Diese Kultur der Zusammenarbeit wird die Innovationskraft stärken und zu einer stärkeren Identifikation mit der eigenen Arbeit führen. Tourismusorganisationen, Verwaltungen und Museen sollten diesen Wandel aktiv unterstützen, etwa durch agile Arbeitsmethoden, transparente Kommunikation und die Einbindung aller Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse.


 

KI-Agenten & Co.: Die neuen Alltagshelfer - müssen manchmal noch warten

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant weiter. Während 2024 durch die Verbreitung von KI-gestützten Tools wie Chatbots und Datenanalysen geprägt war, treten 2025 sogenannte KI-Agenten in den Vordergrund. Vermeintlich. Diese selbstlernenden Systeme agieren autonom, treffen Entscheidungen und eröffnen neue Möglichkeiten im Destinations- und Tourismusmanagement, von der Echtzeit-Planung von Reisen bis hin zur persönlichen Betreuung von Gästen oder der Automation interner Prozesse.


Ein Beispiel aus der Praxis: Intelligente Reiseagenten können individuelle Reisepläne in Sekundenschnelle erstellen, die Wetterbedingungen, kulturelle Events und persönliche Vorlieben der Reisenden berücksichtigen - ja, bald sogar durchbuchen. Und doch spüren wir: Das kommt für viele Akteure zu früh. Reichen nicht erst einmal grundlegende Automatisierungen, um KI und Mensch aneinander zu gewöhnen? In unserem neu gestarteten KI-Club Tourismus werden wir das erkunden.


Mitarbeitende in Kultur, Tourismus und Verwaltungen müssen befähigt werden, diese Technologien zu nutzen - und das Menschsein neu definieren. Abonniert dazu auch meinen KI-Kompass Tourismus.



Segment of One: Individuelle Reiseerlebnisse gestalten

Die Zeiten der pauschalen Zielgruppenansprache sind vorbei, ja, auch der Sinus-Milieus. 2025 ff. wird das Konzept des „Segment of One“, also die personalisierte Ansprache einzelner Nutzer:innen und Gäste, realistischer machen. Dank fortschrittlicher Datenanalysen und KI können Angebote geschaffen werden, die die Bedürfnisse und Interessen jedes Einzelnen präzise treffen. Das wird nicht jede TI, jedes Museum, jede Verwaltung für die Bürger:innen sofort umsetzen können. Aber es rückt in greifbare Nähe, wenn wir an unserer Datenkompetenz weiter arbeiten.


Es ist der alte Traum: Stellen Sie sich vor, ein Gast wird bereits bei der Ankunft in einer Destination mit personalisierten Empfehlungen für Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder lokalen Veranstaltungen begrüßt. Diese Form der Individualisierung schafft nicht nur unvergessliche Erlebnisse, sondern auch langfristige Bindungen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass Datenschutz und ethische Standards konsequent eingehalten werden.

 


Immersion: Städte, Landschaften, Kultur und Geschichte neu erleben

Immersive Erlebnisse, von Virtual Reality bis hin zu multisensorischen Installationen, haben in den letzten Jahren zunehmend mehr Menschen fasziniert. 2025 wird es darum gehen, Immersion neu und vielfältiger zu denken. Es gibt nicht nur die räumliche und sensorische Immersion, sondern auch die narrative, soziale, kognitive und emotionale Immersion.


Von historischen Stadtrundgängen mit Augmented Reality über Formen der Workation, sozialen Interaktionen bis hin zu interaktiven Museen, die Gäste in vergangene Zeiten eintauchen lassen, sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Wichtig ist dabei, dass diese Erlebnisse nicht nur technologisch beeindruckend sind, sondern auch einen emotionalen Mehrwert bieten. Story first. Wie können Besucher:innen Teil eines Narrativs werden, das Geschichten und Kulturen authentisch vermittelt? Diese Frage wird (auch) 2025 (wieder) entscheidend sein.

Besucht doch unseren destinetCHANGEday Kulturtourismus auf der CMT in Stuttgart am 23.01. um 10.00 h in Raum ICS, C7.1.



Destinationen als "Lernende Destinationen"

Es gibt keine Idealmodelle der Destinationsentwicklung mehr. Das 30 Jahre alte Drei-Ebenen-Modell im Tourismus ist starr und überholt, das Destinationsmanagement 4.0 ist überkomplex  und überfordert die meisten DMOs. Destinationen stehen vor der Herausforderung, sich bei schrumpfenden Budgets kontinuierlich an neue Trends, Technologien, Budgets und gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen. Und daran kann das gesamte Modell einer DMO scheitern: eine hohe Erwartungshaltung (selbst aufgebaut) kombiniert sich mit einer schwachen Performance mangels Ressourcen.


Wir müssen uns daher von der rein aufgabenbasierten Definition einer DMO endlich lösen und echte "Agilität" in den Fokus stellen. Und das heißt: Eine DMO kann sich nicht ständig um alles kümmern, sondern muss lernen, temporär zu priorisieren.


In einer "Lernenden Destination"  traut man sich, Aufgaben zu selektieren und lebt den Mut zur Lücke. Dafür ist nicht nur die DMO verantwortlich, sondern alle Akteure in der Destination, die sich auf ein Alignment einigen und Aufgaben neu verteilen, manchmal auch statt sie zu bündeln. Rollenbasiertes Arbeiten. Dann können wir uns auch von der Vorstellung verabschieden, dass es überhaupt immer ein ideales Destinationsmanagement mit Modellbezeichnung geben muss. Die "Lernende Destination" ist individuell ausgerichtet: Das Schlüsselkonzept ist also auch hier: regionales "Alignment".



"Mit für Mit" zum Besseren

Das Jahr 2025 wird zeigen, wie Mensch und Technologie, Individualität und Gemeinschaft sowie Innovation und Verantwortung miteinander harmonieren können. Bei destinetCHANGE sehen wir unsere Aufgabe darin, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. Und "MIT" bedeutet: Mit Euch!  Meldet Euch!


Ihr wollt den Wandel. Wir haben das Wissen. Ihr habt das Team. Wir haben die Tools.


Wir freuen uns auf 2025!



von Matthias Burzinski 26. Februar 2024
Nachdem wir bereits auf der CMT 2024 mit unserem destinetCHANGEday zur Zukunft des Kulturtourismus und der Co-Moderation des Innovationscamps des Deutschen Tourismusverbandes ins Jahr gestartet sind, richtet sich unser Fokus auf die nächsten Highlights
von Matthias Burzinski 7. Februar 2024
Warum haben wir den Schutz der Demokratie in unseren #destinetCHANGEKompass in 2024 aufgenommen?
von Claudia Moll 9. Juni 2023
Placemaking als Tool für die Standort- und Destinationsentwicklung in Kultur & Tourismus.
von Claudia Moll 17. Mai 2023
Wie (Kultur-)Tourismus, Politik und Verwaltung gemeinsam Gastronomie-Management betreiben können
von Caroline Kaiser 15. März 2023
Wie man Veranstaltungen besser nicht nennt, damit auch Männer teilnehmen
von Caroline Kaiser 24. Februar 2023
Wie Fachkräftemangel und Female Empowerment zusammenhängen
von Matthias Burzinski 22. Februar 2023
Unsere sechs Säulen des Wandels in Tourismus und Kultur.
Share by: